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Emmendingen Modegeschäft verkauft jetzt Klopapier – und darf weiter öffnen

Rollen Klopapier im Bekleidungsgeschäft Blum-Jundt
Im Modegeschäft Blum-Jundt werden jetzt zu 60 Prozent Toilettenpapier und andere Artikel des täglichen Bedarfs verkauft
© Philipp von Ditfurth / DPA
Im baden-württembergischen Emmendingen muss der Einzelhandel wieder schließen – bis auf das Modegeschäft Blum-Jundt. Die Inhaber haben auf Toilettenpapier umgeschwenkt, um wirtschaftlich überleben zu können.

An drei Tagen hintereinander lag der Inzidenzwert im baden-württembergischen Landkreis Emmendingen bei über 100, damit musste der Kreis die Corona-Notbremse ziehen. Das bedeutete auch, dass der Einzelhandel wieder schließen musste. Das Bekleidungsgeschäft Blum-Jundt aus der Stadt in der Nähe von Freiburg hat allerdings einen Weg gefunden, um die Regelung zu umgehen. In dem Modehaus wird nun unter anderem Toilettenpapier verkauft.

Neben dem Klopapier machen Desinfektionsmittel, Nudeln, Kaffee, Schokolade und Schnaps 60 Prozent des neuen Sortiments aus, schreiben die Inhaber in einer Pressemitteilung. Der Anteil von Kleidungsstücken unter den Waren beträgt nur noch 40 Prozent. Damit darf das Geschäft weiterhin geöffnet bleiben, unabhängig von der Infektionslage. Die Inhaber bezeichnen ihren Laden nun als "Klopapier-Flagshipstore".

Vorschriften "kreativ nutzen, nicht tricksen"

Am Freitag war Neueröffnung, das Angebot wurde von den Kunden gut angenommen, berichteten die Inhaber Marcel und Annette Jundt der "Badischen Zeitung". Zuvor hatte das Gewerbeamt der Erweiterung des Sortiments zugestimmt. Von vielen Kunden und anderen Einzelhändlern wird Marcel Jundt für seinen Ideenreichtum gelobt, für ihn selbst geht es allerdings ums reine Überleben: "Wir wollen die Vorschriften kreativ nutzen, nicht tricksen", sagte er der "Badischen Zeitung". "Wir meinen es ernst, weil auch die Lage ernst ist."

Seit mittlerweile 130 Jahren existiert das Geschäft in der Emmendinger Innenstadt. "Diese stolze Zahl konnte von unserem Unternehmen nur erreicht werden, weil wir uns ständig auf wandelnde Marktbedingungen eingestellt und aus den situativen Gegebenheiten gelernt haben", meinen die Inhaber. Gelernt habe man in den vergangenen Monaten unter anderem dies: "Es scheint Sortimente und Geschäftsmodelle zu geben, die für den Kunden epidemiologisch weniger gefährlich sind als andere."

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Für das Geschäft geht es ums Überleben

Klopapier sei für das Unternehmen und die Mitarbeiter "wirklich eine Herzensangelegenheit", heißt es leicht süffisant in der Pressemitteilung. "Mit unserem Angebot wollen wir die wichtigsten Bedürfnisse unserer Mitmenschen abdecken und Sie in der Pandemie unterstützen." Dabei wird den Corona-Vorgaben Rechnung getragen: Die Einkaufsfläche wurde verkleinert, es gibt ein Hygienekonzept.

Herzensangelegenheit hin oder her – für Marcel Jundt war das Umschwenken auf Toilettenpapier und Lebensmittel eine unumgängliche Option: "Es ist unser Weg zu überleben." Würde er sein Geschäft weiterführen wie bisher, "könnte ich vielleicht erst wieder in einem halben Jahr meinen Laden aufsperren". Diese Zeit würde sein Unternehmen finanziell wahrscheinlich nicht überstehen. Schon jetzt befinden sich die Mitarbeiter seit einem halben Jahr in Kurzarbeit, die Überbrückungshilfen des Bundes seien bisher nicht gezahlt worden. 

Quellen: Blum-Jundt / "Badische Zeitung"

epp

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